Hintergrund Graffiti Art/Stylewriting/Street Art/Urban Art

Graffiti/Stylewriting – die schönste Form des Protestes und die tatsächlich einzig echte Street Art

 

»Weder durch legales noch durch illegales Hervorbringen von Kunstwerken entsteht der Gesellschaft oder dem Einzelnen Schädigung. Hingegen bedeutet deren willentliche Vernichtung Unterdrückung von Möglichkeiten zur Bewusstseinsbildung.«  Joseph Beuys

 

Zur Geschichte des modernen wilden Graffiti: Das Gegenteil der schweigenden Mehrheit

Nur vergleichbar mit der Innovation des Buchdrucks und der Erfindung des Personal-Computers kann die Rückeroberung des öffentlichen Raums durch den Bürger als mediale Revolution und dessen Nutzung als Kommunikationsfläche verstanden werden.

Der Begriff Graffiti als Ausdrucksform des Protestes oder als Gestaltungsmittel mit der Farbsprühdose ist etymologisch nicht richtig, aber medial gestreut und daher volkskundlich etabliert.

Temporär wird das Gestalten mit der Farbspraydose und mit unkonventionellen Werkstoffen/Werkzeugen im öffentlichen und privaten Raum zusätzlich unter den Begriffen Urban- oder Street Art positioniert. Die ursprünglich amerikanische Variante, mit der ich begann, nennt sich Stylewriting. Tatsächlich vermute ich, daß Joseph Beuys mit dem Stylewriting die soziale Plastik posthum erhielt.

banksy_street_art

Graffiti-You can’t buff the idea. © is for loosers-Banksy

Bei wenigen Themen wird so hoch emotional diskutiert und sind die Fronten kontinuierlich seit vielen Jahrzehnten verhärtet: Modernes Graffiti startet Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts als ziviler Ungehorsam und codierte Kommunikation/Artwork in den USA, weltweit weitervermittelt über die Massenmedien. Die Bandbreite von temporärem Graffiti reicht von legaler Präventionskitschmalerei, hin zu gestalterisch-künstlerischer Ausdrucksweise bis zu pupertierender Anfängerkritzelei und illustrativen Arbeiten im genehmigten und ungenehmigten Rahmen. Weiterhin finden sich vermehrt Menschen, die ihre Arbeiten als Graffiti titulieren, diese aber samtsonders gerne im Siebdruckverfahren oder Projizieren erstellen oder erstellen lassen. Es gibt also auch hier eine Menge Fake.

Durch das beständige Penetrieren – analog zur Werbung – von nicht genehmigten modernen Graffiti/Stylewriting im öffentlichen Raum (den es nicht gibt – dazu später mehr) über einen Zeitraum von weit über 40 Jahren hat sich die Wahrnehmung auf andere Medien allgemein verändert. Vorrangig junge Menschen werden durch das Medium Graffiti/Stylewriting beeinflusst und wollen mehr darüber erfahren und es selbst erlernen.

Fakt ist, daß die ständige Neuerfindung von Gestaltungen/Styles im öffentlichen Raum, bei der jede Generation ihren eigenen Gestaltungscode festlegt, einen beständigen kulturellen Beitrag beinhaltet und zum Konzert der menschlichen Aussagen und Kommunikationen beiträgt. Sie sind Zeichen einer neuen Zeit bzw. eines neuen Denkens.

On the history of modern wild graffiti: the opposite of the silent majority

Only comparable to the innovation of book printing and the invention of the personal computer can the recapture of public space by the citizen be understood as a media revolution and its use as a communication area.

The term graffiti as a form of expression of the protest or as a means of design with the spray can is not etymologically correct, but it is scattered in the media and is therefore established in the vernacular.

The design with the paint spray can and with unconventional materials / tools is temporarily positioned in public and private spaces under the terms urban or street art. The originally American variant that I started with is called style writing. In fact, I suspect that Joseph Beuys got the social sculpture posthumously with style writing.

There are only a few topics that are discussed so emotionally and the fronts have been hardened continuously for many decades: Modern graffiti started at the end of the 1960s as civil disobedience and coded communication / artwork in the USA, relayed worldwide via the mass media. The range of temporary graffiti ranges from legal preventive kitsch painting, to artistic and artistic expression, to pupating beginner doodles and illustrative works in an approved and unapproved setting. Furthermore, there are more and more people who call their work graffiti, but especially like to create or have them created using screen printing or projection. So there is a lot of fake here too.

Due to the constant penetration – similar to advertising – of unauthorized modern graffiti / style writing in public space (which does not exist – more on that later) over a period of well over 40 years, perception of other media has changed in general. Primarily young people are influenced by the medium of graffiti / style writing and want to learn more about it and learn it themselves.

The fact is that the constant reinvention of designs / styles in public space, in which each generation defines its own design code, includes a constant cultural contribution and contributes to the concert of human statements and communications. They are signs of a new era or a new way of thinking.

 

Aha, Graffiti!
Aha, Graffiti!

 

 

Eine geschickte Analogie: Graffiti-ähnlich dem Bär in dem Cartoon ist eine der ältesten Kommunikationsmittel des Menschen.
Eine geschickte Analogie: Graffiti – ähnlich dem Bär in dem Cartoon – ist eine der ältesten Kommunikationsmittel und das älteste uns bekannte Medium des Menschen.

 

Be the change you wish to see. Ghandi

 

————————————————————————————————————————————————————————————–

Der Freiheitsgedanke und Graffiti als Medium oder the medium is the message:

Die Nutzung des elitisierten und privilegierten, weil restriktiv verknappten, öffentlichen Raums als Gestaltungs- und Kommunikationsoberfläche ist ein revolutionärer Akt archaischen Ursprungs, denn schließlich sind die ersten uns bekannten Kommunikationsmedien der Frühmenschen, neben Trommeln, die weithin hörbar waren, die Welt (heute: der öffentliche Raum), respektive die Wandflächen und Fassaden unserer Gebäude.

Tatsache ist sogar, daß unerwünschtes modernes Graffiti/Stylewriting ein sicheres Zeichen für Meinungsfreiheit und ein unüberwachtes System darstellen kann. Wenn wir ein totalitäres System mit öffentlicher Überwachung implementiert haben, werden wir wahrscheinlich keine wilden Graffiti mehr wahrnehmen. Der Schwund öffentlichen Freiraums ist am Parameter des wilden Graffiti bestens meßbar. Bestes Beispiel ist die Innenstadt Londons, die nahezu Graffitifrei ist, dafür allerdings überall Überwachungskameras installiert hat, dem so genannten CCTV/Closed Circuit Television. Von den ständigen Heliktoptern über der City of London ganz zu schweigen.

Freiheit und Besitz: Ein Widerspruch in sich. Wer mit wilden Graffiti/Stylewriting beginnt braucht viel Chuzpe, denn er hinterfragt bestenfalls die systemrelevanten Begriffe von Eigentum und Besitz, weiterhin die Begriffe Allgemeinheit und Öffentlichkeit. Alle Begriffe eint der rechtliche Rahmen, der ihnen obliegt und dem Einzelnen die Doktrin des Tausches als Zwangskorsett näherbringt.

Tausch und Kauf für ein Leben der Eventualität.

Eines der wenigen Rechte aller: Das Recht auf Konsum. Kein Geld -keine Tauschkraft = exkommuniziert=Freiheit?

»Die Entwicklung der industriellen Gesellschaft zur »Gesellschaft im Überfluss« verdrängt das Interesse an der Freiheit zugunsten von Wohlstand und Sicherheit. Das Freiheitspathos früherer Jahre ist dahin, die moderne Gesellschaft unserer Prägung gebiert nicht mehr den autonomen, sondern den konformen Menschen.« Kurt Sontheimer in: Die Idee der Freiheit – ihre Entfaltung und Verkümmerung, Frankfurt 1967.

Graffiti/Stylewriting, Street- und Urban Art brauchen daher keine massenmediale Darstellung durch so genannte Leitmedien. Durch die Nutzung des öffentlichen Raums sind sie selbst ein Massenmedium. Der öffentliche Raum – das älteste Medium der Welt.

Dagegen stellt sich mit der verorteten Genehmigung, wie z.B. einer so genannten Hall of fame im öffentlichen (und/oder privaten) Raum eine Informationsghettoisierung dar, die den Machtanspruch und die vermeintlichen Herrschaftsansprüche einiger weniger (eben über die öffentliche Verortung) widerspiegeln sollen.

Nehme ich Marshall McLuhans These Das Medium ist die Mitteilung/the medium is the message ernst und übertrage es auf die Idee des Geldes, daß ich persönlich eher als soziales Kontrollinstrument denn als echtes Tauschmittel ansehe, so teilt es sich mir als Angehöriger des Prekariats nur in zwei Nutzungsmöglichkeiten mit: Ausgeben (Vermögen schaffen/Besitz generieren) oder Anlegen (und vermeintlich vemehren/andere damit arbeiten lassen, die wiederum andere damit beschäftigen). Recht geringe Auswahl für so ein angebliche mächtige Idee.

Sehe ich das Mitteilungspotential allerdings beim Medium Wand/öffentlicher Raum, so erkenne ich eine Vielzahl von Kommunikationsmöglichkeiten: Informationsübertragung, Werbung, Gestaltung/Kunst. Letzteres halte ich für das wichtigste Potential.

Hierbei verweise ich gerne weiterführend auf: Understanding Media: The Extensions of Man/“The medium is the message“ von Marshall McLuhan und die medientheoretischen Schriften von Jean Baudrillard.

The idea of ​​freedom and graffiti as a medium or the medium is the message:

The use of the elitized and privileged, because of restrictively restricted, public space as a design and communication surface is a revolutionary act of archaic origin, because after all, the first communication media known to us in early humans, in addition to drums that were widely audible, are the world (today: the public space), respectively the wall surfaces and facades of our buildings.

In fact, unwanted modern graffiti / style writing can be a sure sign of freedom of expression and an unsupervised system. If we have implemented a totalitarian system with public surveillance, we will probably no longer see wild graffiti. The loss of public space can be measured with the parameter of wild graffiti. The best example is downtown London, which is almost graffiti-free, but has surveillance cameras installed everywhere, the so-called CCTV / Closed Circuit Television. Not to mention the constant helicopters over the City of London.

Freedom and possession: a contradiction in terms. Anyone who starts out with wild graffiti / style writing needs a lot of chutzpah, because at best they question the systemically relevant terms of property and possessions, as well as the terms general and public. All terms are united by the legal framework which is their responsibility and which brings the doctrine of exchange closer to the individual as a compulsory corset.

Exchange and purchase for a life of contingency.

One of the few rights of all: the right to consume. No money – no exchange power = excommunicated = freedom?

Graffiti / style writing, street and urban art therefore do not need mass media representation through so-called leading media. By using public space, they are themselves a mass medium. Public space – the oldest medium in the world.

On the other hand, with the localized permit, e.g. a so-called hall of fame in public (and / or private) space represents a ghettoization of information that is intended to reflect the claim to power and the supposed claims to rule by a few (precisely via public location).

If I take Marshall McLuhan’s thesis that the medium is the message / the medium is the message seriously and transfer it to the idea of ​​money that I personally see more as a social control instrument than as a real medium of exchange, it only divides me as a member of the precariat two possible uses with: spending (creating wealth / generating property) or investing (and supposedly increasing / letting others work with it, which in turn occupy others). Quite a small selection for such an alleged powerful idea.

However, when I see the potential for communication in the medium of wall / public space, I recognize a variety of communication options: information transfer, advertising, design / art. I think the latter is the most important potential.

I would like to refer further to: Understanding Media: The Extensions of Man / „The medium is the message“ by Marshall McLuhan and the media-theoretical writings by Jean Baudrillard.

 

————————————————————————————————————————————————————————————–

Stylewriting, Urban Art und die Rolemodels gesteuerter Massenmedien

Seit circa den frühen 2000er Jahren nehme ich vermeintliche Graffitimaler, Street- bzw. Urban Artists und so genannte Graffiti-Agenturen als Rolemodels in Deutschland wahr, die, die über die Massenmedien pädagogisch positioniert, nie oder wenn überhaupt nur sehr kurz den Akt des wilden Sprühens vollzogen. Vorrangig aus den ost- und mitteldeutschen Räumen kommend, agieren fotorealistisch geschulte Präventivkitschmaler mit der Farbsprühdose, die der Bürgerschaft eine künstlerische Leistung vorgaukeln und auch deren Gestaltungshorizont wiederspiegeln. Da werden ganz selbstverständlich in den Massenmedien Lügen verbreitet und die eben genannten als geläuterte Aktivisten einer Szene präsentiert, die eigentlich nur deswegen so lange überlebt, weil sie eben keine heterogene Gruppierung darstellt.

Style writing, urban art and the role models of controlled mass media

Since around the early 2000s, I have perceived supposed graffiti artists, street and urban artists and so-called graffiti agencies as role models in Germany, those who position themselves pedagogically via the mass media, never or only very briefly the act of wild spraying accomplished. Coming primarily from the eastern and central German regions, photorealistically trained preventive kit painters operate with the spray paint can, which pretend that the citizens have an artistic achievement and also reflect their design horizon. Of course, lies are spread in the mass media and the above-mentioned are presented as purified activists of a scene that actually only survives so long because it does not represent a heterogeneous group.

 

 

streetart23

Wachstum, 2013, Sprühdose auf Pressspahnplatte, spraycan on wood, ca. 80 x 180 cm
Wachstum, 2013, Sprühdose auf Holz © Bomber

 

»Die ursprüngliche Idee hinter Graffiti/Stylewriting ist, die eigene Schriftidee als Ausstellungsobjekt in die Öffentlichkeit zu tragen. Befreit von ihrer Ein- bzw. Zweidimensionalität, befreit von ihrer Zweckhaftigkeit, gegeneinander nur durch ihre Stilistik kämpfend, schafft der Graffitiwritingkünstler Schrift von ihrer Gesetzmäßigkeit und Nutzung zu entbinden. Er schafft es, sie eigenständig zwischen allen Menschen zu positionieren. Dabei nutzt er die Schrift einerseits als bewußte und abstrakte, in sich politisch und humanistische Antwort auf die Eingriffe seitens der Werbung und der Medien. Andererseits wird das Graffitiwriting zum individuellen Aufschrei innerhalb einer oftmals unmenschlichen Architektur. Es war die archaische Wiederentdeckung des öffentlichen Raums als Gestaltungsobjekt, die einen Bogen bis in die Anfänge des menschlichen Zusammenseins schlug.« Bomber 2009

————————————————————————————————————————————————————————————–

»The difference between art and Graffiti is permission.« US Anti-Graffiti Kampagne

 

Wildes Graffiti ./. domestiziertes Graffiti. Rechtssysteme oder Legal Graffiti is a crime

Wenige Worte werden so vergewaltigt wie die Worte Kunst, Gestaltung und Kultur. Jeder Scheiss möchte werts genug sein um Kunst, Design oder Kultur zu sein. Jede Nagelstudiohusche nennt sich Nailartistin. Jeder Friseurfritze ist auf einmal ein Hairartist. Jeder Horst, der MS Paint besitzt ist auf einmal Designer: „Wir machen das selbst, unser Sohn/Tochter hat auch einen Computer/hat auch Photoshop/kann auch Grafik.” Kaufen wird zur Kultur erklärt, Shoppingmals deren Museum/Galerien und die Ökonomisierung von allem macht vor tatsächlich Nichts mehr halt. Modernes ungenehmigtes und unerwünschtes Graffiti/Stylewriting oder die Eroberung des öffentlichen Raums durch Menschen ist ein Kind der 68er Bewegung und kann in seiner Form allerdings die schönste Art des generationsübergreifenden Protestes sein, der nach eigenen Karriererichtlinien außerhalb monetärer Strukturen, rein stilistischer und ästhetischer Naturen folgt. Mit den Stilmitteln und gleicher Handlungsvariation wie in der Werbung und Marketing, z.B. Wiederholung und Penetration, dient es einem antagonistischem Sinn und zeigt, daß menschliche Kultur eben nicht nur aus der obskuren Formulierungen wie z.B. Leitkultur und geförderter (Hoch)-kultur besteht, sondern auch aus Reflektion der vermeintlich alles beherrschenden Medienwelt.

Aber nein, Kunst darf das nicht sein. Das Abbild davon wiederum schon.

Wild graffiti ./. domesticated graffiti. Legal systems or legal graffiti is a crime

Few words are raped like the words art, design and culture. Every shit wants to be worth enough to be art, design or culture. Every nail studio shower is called a nail artist. Every hairdresser is suddenly a hair artist. Every nest that owns MS Paint is suddenly a designer: „We do it ourselves, our son / daughter also has a computer / also has Photoshop / can also do graphics.“ Shopping is declared a culture, shopping malls have their museums / galleries and the economization of everything actually stops at nothing. Modern, unauthorized and undesirable graffiti / style writing or the conquest of public space by people is a child of the ’68 movement and, in its form, can be the most beautiful form of intergenerational protest that follows career guidelines outside of monetary structures, purely stylistic and aesthetic in nature. With the stylistic devices and the same variation of action as in advertising and marketing, e.g. Repetition and penetration, it serves an antagonistic sense and shows that human culture is not just from the obscure formulations such as Leitkultur and promoted (high) culture exists, but also from reflection of the supposedly dominating media world.

But no, it can’t be art. The image of it again.

Der Künstler als Pausenclown

Überhaupt scheint es ein unbeschriebenes Gesetz zu sein, daß man, nicht nur in Deutschland sein Einkommen grundsätzlich eben nicht aus und mit bildender Kunst generieren kann/darf, zumindest wenn man nicht staatlich anerkannt ist.

Es erscheint mir mittlerweile so, daß eine sozial-kontrollierende Elite (eben über Geld/Wohlstand), sich ihre über staatliche Bestätigung generierten Künstler/Pausenclowns heranzieht, die dann in einem Zirkus, bestehend aus einem Beziehungsgeflecht zwischen Museen und Galerien hin- und hertingelt.

Ziehe ich eine mathematische Gleichung aus dem Ganzen, erfolgt folgendes:

Geld=soziale Kontrolle

Besitz=Betrug/Beschäftigung für die Massen/Sich kümmern um

(Klar, ist immer noch besser, statt sich alle auf die Mütze hauen, wie die Jahrhunderte davor).

Das Rechtssystem scheint das zu stützen und mit aller Kraft zu verteidigen.

 

The artist as a break clown

In general, it seems to be an unwritten law that, not only in Germany, you cannot fundamentally generate your income from and with fine arts, at least if you are not recognized by the state.

It now seems to me that a social-controlling elite (just about money / prosperity) uses their artists / break clowns generated by state confirmation, who then oscillates in a circus consisting of a network of relationships between museums and galleries.

If I draw a mathematical equation from the whole, the following occurs:

Money = social control

Possession = fraud / employment for the masses / taking care of

(Sure, it’s still better than beating everyone like the centuries before).

The legal system seems to support this and defend it with all its might.

 

 

Rechte gelten nicht. Geld richtet. In Frankfurt gesehen.

If graffiti changed anything it would be illegal © is for loosers-Banksy

If graffiti changed anything it would be illegal (nach einem Originialzitat If elections could change things, they’d be illegal von Oscar Wilde © is for loosers-Banksy

 

Das Systemische vs. das Wilde beinhaltet überhaupt wesentliche Ansätze zur Steuerung: Im Zuge der vermeintlich positiven Ordnungsorganisation von Themen sucht sich das Systemische immer die Verwaltung und Vereinigung von wilden Themen und verortet sie zwingend: Fußball wird nur auf dem Fußballplatz gespielt, Graffiti bitte nur am Jugendhaus, Vereine ins Vereinshaus. Einmal kurz nachgedacht, wäre die Liste sehr lange. Verwaltung kann eben nur Verwaltung. 

 

Die Bestrafung des Nichttausches oder Graffiti/Stylewriting – die rechtlose bzw. wertfreie Kunst

Artwork freiwillig und unbeauftragt in den öffentlichen und/oder privaten Raum hinzuzufügen ist eine rebellische Tat, da sie den Urheber/Verursacher in zweierlei Hinsicht Geld kosten soll:

a.) Um den Ort der Begierde aufzusuchen benötigt er Möglichkeiten des Transportes und der das Artwork zu verursachenden Werkzeuge.

b.) Bei Störung und staatsgewaltlicher Behinderung folgen monetäre Konsequenzen und/oder andere Ansprüche der vermeintlich Geschädigten/Beglückten.

Hätten massenmedial gepushte Figuren, wie z.B. Picasso oder Banksy(stem) Hauseigentümerfassaden gesprüht, würden die betroffenen Eigentümer erkennen, daß diese damit zusammenhängenden Werte rein medial generiert sind und würden es sich mehrfach überlegen, diese zu entfernen/zu reinigen.

Und natürlich dürfen wild aufgebrachten Ästhetiken keinerlei Wertigkeit besitzen-klar.

The systemic vs. the wild contains essential approaches to control: in the course of the supposedly positive organization of topics, the systemic always seeks to manage and unite wild topics and locates them: soccer is only played on the soccer field, graffiti only at the youth center, clubs into Clubhouse. If you think about it for a moment, the list would be very long. Administration can only be administration.

 
The punishment for non-exchange or graffiti / style writing – the lawless or value-free art

Adding artwork voluntarily and unsolicited in public and / or private space is a rebellious act, since it is supposed to cost the creator / originator money in two ways:

a.) In order to find the place of desire, he needs means of transportation and the tools to create the artwork.

b.) In the event of a disruption and disability under the control of the state, monetary consequences and / or other claims of the allegedly injured / satisfied result.

Had figures pushed by mass media, e.g. If Picasso or Banksy (stem) sprayed house owner facades, the owners concerned would recognize that these related values ​​were generated purely by the media and would think twice about removing / cleaning them.

And of course wildly applied aesthetics must not have any value-clearly.

 

————————————————————————————————————————————————————————————–

Graffiti und die Analogie zur digitalen Welt:

Eine Kommentarfunktion eines sozialen Netzwerkes oder einer Website wird in der realen Welt mit Marker, Farbsprühdose oder einem anderen Werkzeug gerne als Vandalismus tituliert. Ein Hinzufügen oder eine Meinung ist nicht erwünscht bzw. nur in einem abgesteckten Rahmen möglich. Unsere Demokratie (richtiger wäre die Titulierung Timokratie), in der jeder Bürger eine Meinung haben darf vollzieht da ein ein verhältnismäßig strenges Reglement was die Einflußnahme und Veränderung bzw. dem Hinzufügen von Aussagen/Meinungen in öffentlichen und privaten Räumen betrifft. Was bewirkt also die gedankliche Freiheit, wenn sie nicht öffentlich manifestiert werden darf? Worin besteht der der Sinn von Protest, wenn er sich dem Recht beugen soll (Stichwort: Streikverbot)?

Der Schwarmgedanke der zukünftigen Cloud wird eine weitere Veränderung der instrumentalisierten Gesellschaft mit sich bringen.
Die sozial angepasste Gesellschaft der nahen Zukunft wird keine vermeintlich negativen Handlungen mehr tolerieren und wird in eine totalitäre Herrschaft nach dem Prinzip Alle überwachen alle übergehen.

Dank der Naivität von Erfindern der heutigen Personal-Rechner wie Steve Wozniak allen Gedanken über Computer frei teilen zu können wird sich die Gesellschaft in ein Überwachungssystem ohne staatliche Restriktionen verwandeln.

 

Graffiti and the analogy to the digital world:

A comment function of a social network or website is often referred to as vandalism in the real world with markers, spray paint or another tool. Adding or giving an opinion is not desired or only possible in a defined frame. Our democracy (more correct would be the title Timocracy), in which every citizen is allowed to have an opinion, is subject to a relatively strict regulation regarding the influence and change or the addition of statements / opinions in public and private spaces. So what does intellectual freedom do if it cannot be manifested publicly? What is the point of protest if it is to bow to the law (keyword: ban on strikes)?

The swarming idea of ​​the future cloud will bring about a further change in instrumentalized society. The socially adapted society of the near future will no longer tolerate supposedly negative actions and will transition to totalitarian rule based on the principle of monitoring everyone.

Thanks to the naivety of inventors of today’s personal computers like Steve Wozniak, being able to freely share all thoughts about computers will transform the company into a surveillance system without state restrictions.

 
Glaub ich nich‘! Sticker/Aufkleber. Street Urban Communication © Reality Fakebook Comment

Glaub ich nich‘! Sticker/Aufkleber. Street Urban Communication © Reality Fakebook Comment

————————————————————————————————————————————————————————————–

Graffiti und der Jugendkult oder Pädagogik, Pädagogik über alles … Standing on the shoulders of giants.

 

Natürlich geht es bei Stylewriting/Graffiti nicht nur um bunte Bildchen malen. Für Kinder, Jugendliche und jüngere Erwachsene und auch manchen richtig ausdefinierten Erwachsenen, der an Klischees glaubt mag das gelten, aber im Großen und Ganzen geht es bei Stylewriting/Graffiti doch sicherlich eher um eine kontinuierliche Einflußnahme als Medium im öffentlichen Raum, dies durchaus auch als sinnfreier und aussageloser Störfaktor. Soziologisch gesehen kann dieser Vorgang als Ankündigung eines gesellschaftlichen Veränderungsprozesses angesehen werden.

Gerne wird im Zusammenhang mit Graffiti/Stylewriting durch Massenmedien von jugendlichen Akteuren gesprochen. Und tatsächlich kann ich eine große Anzahl Zeitungsartikel als Beweis bieten, in denen immer von Kindern und Jugendlichen berichtet wird, die tolle Bilder gesprüht hätten, die in Wirklichkeit samtsonders von teilweise weit über 30-jährigen Menschen erstellt wurden.

Wozu diese Augenwischerei und wem soll damit was gesagt werden?

Da es über Graffiti Artists noch keine öffentlich bekanntgegebenen statistischen Erhebungen gibt, sondern nur bei wilden (ich möchte den Begriff ”illegal” als den unrichten Begriff gerne vermeiden) Arbeiten auf verfolgungsbehördliche Zahlen eingegangen werden könnte, ist also die Behauptung Stylewriting/Graffiti sprühen wäre etwas für Kids und/oder wird nur von Jugendlichen vollzogen ins Reich der Märchen zu verweisen. Fakt ist auch hier ein anderer; denn die meisten etablierten Graffitisten sind Erwachsene. Modernes Graffiti ist seit der ersten großen weltweiten medialen Streuung im Rahmen der Hip Hop-Welle 1984 mit einigen Generationen an europäischen, asiatischen und überseeischen Graffitisprühern in die Lande gegangen. Und auch sonst ist modernes Graffiti schon seit Ende der 60er sowohl aus Süd- als auch Nordamerika bekannt.

Schlußendlich sei erwähnt, das die meist unschönen und ungut ausgearbeiteten Werke durch unerfahrene Beginner im öffentlichen Raum aufgebracht werden oder später einfach absichtlich eine eigene Ästehtik besitzen um zu provozieren. Um Anfängern zu helfen geben sehr viele Graffitisten (so auch meine Wenigkeit), Workshops z.B. an Schulen und Institutionen um dem engagierten Nachwuchs das Werkzeug Farbsprühdose an die Hand zu geben und näherzubringen. Denn es nähern sich immer wieder, mittlerweile über Jahrzehnte – generationsübergreifend junge Menschen dem Thema Graffiti/Stylewriting/Urban Art. Teils von selbst, teils geführt, formen sie nicht nur den Begriff und die Umgebung um,  sondern modifizieren es mit ihrer Energie, denn ihnen allen liegt ein Aufbegehren und ein Wille zum Zeichen setzen inne, dem wir älteren gerne beistehen.

Dadurch, daß Stylewriting/Graffiti in direkter Konkurrenz im öffentlichen und privaten Raum zu den Medien Leitsystemen und Werbung steht, ist es eine visuelle Medienkraft und wird von allen gesehen. Von Natur aus neugierig, sind es meist Kinder und Jugendliche, die sich für dieses zusätzliche Medium interessieren.

Heute fließt Stylewriting/Graffiti ab und an in die Alltagskultur, die Darstellung wird beliebiger und verwässerter ob der Masse der Teilnehmenden. Was früher elitär, abseits des Konsens war und nur einer Minderheit zugänglich und bekannt war, beginnt zunehmend Mainstream zu werden …

 

Kid-Sprayer

 

Graffiti and the youth cult or pedagogy, pedagogy about everything … Standing on the shoulders of giants.

Of course, style writing / graffiti is not just about painting colorful pictures. This may apply to children, adolescents and younger adults and also to some well-defined adults who believe in clichés, but on the whole stylewriting / graffiti is more likely to be a continuous influence as a medium in public space, and this as well meaningless and meaningless disruptive factor. From a sociological perspective, this process can be seen as an announcement of a social change process.

Young people like to speak in connection with graffiti / style writing through mass media. In fact, I can offer a large number of newspaper articles as evidence, in which there are always reports of children and young people who sprayed great pictures, which in reality were actually made by people over 30 years old.

Why this eyewashing and who should be told what with it?

Since there are no publicly disclosed statistical surveys about graffiti artists, but only in the case of wild (I would like to avoid the term „illegal“ as the incorrect term) the number of persecution authorities could be addressed, so the claim stylewriting / spraying graffiti would be something for kids and / or is performed only by young people to refer to the realm of fairy tales. The fact is different here too; because most established graffiti artists are adults. Modern graffiti has been in the country since the first large global media spread as part of the hip hop wave in 1984 with several generations of European, Asian and overseas graffiti sprayers. And modern graffiti has also been known from both South and North America since the late 1960s.

Finally, it should be mentioned that the mostly unattractive and badly worked out works are applied by inexperienced beginners in public space or later simply have their own aesthetic to provoke. To help beginners, many graffiti artists (including myself) give workshops e.g. at schools and institutions to give the committed youngsters the tool of spray paint and to bring them closer. Because it has been coming back again and again, now for decades – cross-generational young people on the subject of graffiti / style writing / urban art. Partly by themselves, partly managed, they not only transform the term and the environment, but modify it with their energy, because they there is a rebellion and a will to set an example, which we are happy to assist.

Because stylewriting / graffiti is in direct competition in public and private space with the media guidance systems and advertising, it is a visual media force and is seen by everyone. Naturally curious, it is mostly children and young people who are interested in this additional medium.

Today stylewriting / graffiti flows from time to time into everyday culture, the representation becomes more arbitrary and watered down due to the mass of the participants. What used to be elitist, beyond consensus and only accessible and known to a minority is beginning to become mainstream …

————————————————————————————————————————————————————————————–

Graffitisten. Originalcover: Titanic Magazin.

Graffitisten. Originalcover: Titanic Magazin.

Graffiti/Stylewriting und verkriminalisierter Protest: You can’t buff (remove) the idea …!

Betrachtet man die Geschichte, wurden Veränderungsprozesse oft eingeleitet von Grenzüberschreitungen bzw. Regelbrüchen. Je mehr Regelbrecher es gibt, um so mehr verschiebt sich die Wahrnehmung der restlichen Bevölkerung (die so genannte schweigende Mehrheit). Angeblich beginnen so auch Trends oder Moden. Wenn ein Trend zur Mode wird und darüber hinaus zum generationsübergreifenden kulturellen Bestandteil, dann darf man durchaus von einem Bedarf sprechen. Graffiti/Stylewriting/Urban Art und die Benutzung des öffentlichen Raum als Medium haben also einen Bedarf geweckt. Aber um was bedarf es da?

Es geht um unter anderem um mündiges Bürgertum, Suche nach Kommunikation, Wertsuche und Würde. Und es geht um Wut und Ohnmacht. Und es geht um Protest und künstlerisch-kreativem Ausdruck. Natürlich kann keine dieser Annahmen pauschal gesehen werden.

Was mich und meinen Werdegang betrifft, so dreht es sich für mich auch um ein Hinterfragen staatlicher Ordnungen und deren Verknüpfungen mit vermeintlicher Privatwirtschaft/Wertschöpfungen. So wundert es mich, daß es bis heute keine Hochschule geschafft hat, eine ordentliche Professur für das Thema Urbane Kommunikation/Urban Art einzurichten. Aber ist so etwas auch nötig, wäre da die richtige Frage? Ist so etwas, nur weil es staatlich gefördert bzw. anerkannt wird, deswegen in besseren Händen? Gewinnt eine Kultur dadurch einen staatlichen Adelstitel (und wer braucht schon staatliche Adelstitel?) oder verliert sie dadurch nicht einen Teil ihrer Wildheit und Verwegenheit?

Ausdruck vermeintlich elitären Protests.

Ausdruck vermeintlich elitären Protests und vermögender Freiheit?

 

Graffiti / style writing and criminalized protest: You can’t buff (remove) the idea…!

Looking at history, processes of change were often initiated by crossing borders or breaking rules. The more rule breakers there are, the more the perception of the rest of the population (the so-called silent majority) shifts. Apparently, this is also how trends or fashions begin. If a trend becomes fashion and, moreover, a cross-generational cultural component, then one can certainly speak of a need. Graffiti / style writing / urban art and the use of public space as a medium have therefore created a need. But what does it take?

It is about, among other things, mature bourgeoisie, search for communication, value search and dignity. And it’s about anger and fainting. And it’s about protest and artistic-creative expression. Of course, none of these assumptions can be seen across the board.

As for me and my career, for me it is also about questioning state orders and their links with the supposed private sector / added value. So I am surprised that until today no university has managed to establish a full professorship for the topic of urban communication / urban art. But if something like that is necessary, would that be the right question? Is it something that is in better hands just because it is subsidized or recognized by the state? Does this mean that a culture gains a state title of nobility (and who needs state titles of nobility?) Or does it not lose part of its ferocity and audacity?

 

————————————————————————————————————————————————————————————–

Graffiti/Stylewriting und der nicht existierende Kunstmarkt oder: des Kaisers neue Kleider. Bildende Kunst als Dienstleistung am Kapital?

 

»Wie viele professionelle bildende Künstler in Deutschland in ihrem Umfeld kennen Sie, die von ihrer Kunst anständig leben können?« frage ich meistens Besucher. Die Antwortet ist immer die Gleiche: Keine(n).

Entweder die Künstler agieren im Feld der Pädagogik um sich ihren Unterhalt zu verdienen oder sie haben andere Hauptberufe und bedienen den künstlerischen Part nur hobbymäßig. Die wenigen, die professionell vollzeit künstlerisch arbeiten, leben meistens unter dem in Europa noch hohen Existenzminimum, sind also reines Prekariat. Erstaunlich in Anbetracht der medialen Darstellung von bildender Kunst und der Summen, die da in Massenmedien genannt werden. Wer profitiert eigentlich von diesen Märchen und warum gibt es dann eine Künstlersozialversicherung ?

Realität ist hierzulande, daß die Bühne der  bildenden Kunst und der damit Beschäftigten aus Freiwilligen, Ehrenamtlichen, Hausfrauen mit Doppelnachnamen (Pädagogen?), Rentnern, studierter Kunst- und/oder Sozialpädagogen, elitär-etablierten Architekten (auch mit Künstlerstatus versehen), Ehepartnern gut situierter einkommensstarker Staatsdiener, Kinder wohlhabender Familien, selbsternannter Malerfürsten, Grafikern, Werbern, Vorstände (die Gewinne minimieren müssen und/oder keine Umsätze generieren müssen) und von verbeamteteten Kunsthistorikern/Innen besteht; aber kaum reale bildende und freie Künstler. Übertrage ich das analog auf die Musik- oder Schauspielerbranche würde das ein fatales Bild ergeben.

Laut Medien ist der Markt für moderne bildende Kunst außerordentlich elitär und gering. Ich behaupte allerdings, er existiert nicht. Was noch verwunderlicher ist, daß trotz der Vielzahl der Kunst-Studiengänge und der damit zusammenhängenden Zulieferer-Industrie so wenige, anscheinend nur weniger als 3 %, der bildenden Künstler davon leben können. Wer wirft eigentlich solche Zahlen in den Raum und wo sind die Erhebungen dazu?

Kunst und Kommerz: Noch immer geistert die Mär im Raum, vorrangig auch bei so genannten Künstlern sich nicht mit dem Kommerz einzulassen und Kunst als kommerzfreies Thema zu behandeln. In Anbetracht dessen, daß es sich anscheinend für mindestens 75% der Bevölkerung mehr oder minder um Kommerz dreht, eine reichlich illusionäre Vorstellung. Es gibt kein Außerhalb des Systems sage ich gerne in diesem Zusammenhang. Kunst und Kultur seien keine Dienstleistungen, lese ich da oft. Sie ständen außen vor; deren Protagonisten aber nicht, denn sie müssen sich unter Umständen eben auch finanzieren. Selbige, die vorab über den Kommerz schimpfen, hängen dann an der Titte der staatlichen Förderung- und das ist dann wieder völlig in Ordnung, da DAS ja dann kein Kommerz darstellt. Sollte nicht nur mich zum Nachdenken anregen.

Deutsche Förderungskultur: In diesem Zusammenhang eine Unterscheidung zwischen Hoch- und Subkultur einzufordern, wie es gerne im Rahmen deutscher Förderkultur stattfindet, könnte durchaus ein Relikt faschistoiden Gedankenguts gelten und sollte alsbald überwunden werden. Im Hoch der Hochkultur erkenne ich nur die größtenteils über die Mehrheit der Einzahler (Steuern, Lotto usw.) generierten Subventionen für eine sich selbst definierende Kulturelite (wenn diese Informationen überhaupt real sind) als hoch an. Und wieso gibt es überhaupt eine Einteilung der Kultur?

Für den vermeintlichen Street Art Hype gilt das Gleiche. Das Realeinkommen z.B. meiner freien Arbeiten auf Leinwand würde nicht für mein Dasein reichen. In den momentan sage und schreibe 26 Jahren in denen ich in dem Bereich Graffiti/Street Art auf Leinwand agiere hatte ich noch nie eine Anfrage einer vermeintlich wirklich etablierten Galerie. Was mich zu der Annahme führt, das der Begriff etabliert in so einem Zusammenhang auch als hinfällig zu bezeichnen ist, denn die meisten Galerien sind scheinbar Plätze für lustige Scheingeschäfte zwischen Großsteuersparern und sind nur als kurzlebig existent zu bezeichnen.

Allerdings verkaufe ich doch hie und da Arbeiten und auch meine Auftragsarbeiten im privaten und öffentlichen Raum bezeugen einen echten Bedarf bzw zeigen an, dass es Menschen gibt, die meine Ästhetik bzw. Ausdrucksweise mögen.

Wenn ich mir die Menge der Kids anschaue, die sich dann als Street oder Urban Artists definieren (”Hey, ich studiere Kunst/Grafik/…usw. und habe ein kleines Label für trendige selbstgemachte Produkte”) und dabei selbst zum Ziel geschickter Figuren werden, die einem dann Messeplätze auf Street Art -, Kunst- und/oder Fashion-Messen verkaufen, dann greife ich mir nur noch an den Kopf.

Wer trotzdem den Weg des Künstlers gehen will, geht einen harten und steinigen langen Weg, der nicht unbedingt von Erfolg gekrönt ist oder er steht in Deutschland in direkter Konkurrenz mit künstelnden Steuersparern und Unternehmern, die wissen daß der Künstlerstatus zu vielem zu gebrauchen ist.

Natürlich funktioniert Street Art/Graffiti in der Galerie und im Museum nur bedingt bis gar nicht. Diese Arbeiten leben ja geradezu vom Kontext mit dem öffentlichen Umfeld. Ein Museum hingegen ist vielleicht eher eine Erinnerungsinstanz, ein Bewahrer für Vergangenes und Totes.

Und: Nicht überall wo Kunst draufsteht, ist auch Kunst drin. Ich wüsste eine Menge Galerien und Museen in denen ich für mich kaum künstlerisches entdecken kann, vielleicht gerade mal die Steuererklärung der Galeristen und deren Klientel: Von daher vielleicht eher: Money is art.

Respektive dazu möchte ich den Diskurs beginnen:

Bildende Kunst bzw. Artwork als Leistung?

Viele Felder werden angeblich von Tante Kunst abgedeckt:

Kunst als therapeutische Maßnahme

Kunst als pädagogische Maßnahme

Warum nicht Kunst als Leistung?

Abbilder und Kontexte von Stylewriting/Graffiti gelten als Kunst. Das Stylewriting selbst hingegen oftmals nicht. Medien und Kunsthistoriker/Kunstkritiker, Finanzämter (!), und die Jurisprudenz ernennen, was als Kunst gelten darf und was nicht.

Gesamtgesellschaftlich gesehen hat Kunst, zumindest habe ich den Eindruck in Deutschland, einen Stellenwert der gegen Null tendiert, da Kunst nicht als einkommenswertige Leistung gelten darf.

Bildende Künstler in Deutschland – vielleicht sogar weltweit – sind Handwerker ohne Gewerkschaft und (absichtlich) kaum mit Rechten ausgestattet. Ausnahme: Staatsdienliche Pädagogen (ob verrentet oder nicht). Man könnte meinen, es steht eine Absicht dahinter, Kreative in prekären Situationen zu halten.

Modernes Graffiti/Stylewriting begann tatsächlich, wie alle großen Kunstrichtungen, wie z.B. Art Noveau mit Tabubrüchen und assimilierte über einen längeren Zeitraum zum Zeitgeist und Trend. Allerdings läuft dieser Prozeß immer noch; seit über 30 Jahren.

Fazit: Der Markt für zeitgenössische Kunst existiert nicht, außer man macht ihn sich selbst.

 

Graffiti / style writing and the nonexistent art market or: the emperor’s new clothes. Fine art as a service to capital?

„How many professional visual artists in Germany do you know in your area who can make a decent living from their art?“ I mostly ask visitors. The answer is always the same: none.

Either the artists act in the field of pedagogy to earn a living or they have other main occupations and only serve the artistic part as a hobby. The few who work professionally full-time artistically mostly live below the minimum subsistence level in Europe, so they are pure precariat. Astonishing considering the media representation of visual art and the sums that are mentioned in mass media. Who actually benefits from these fairy tales and why is there an artist social insurance?

The reality in Germany is that the stage of the visual arts and the volunteers, volunteers, housewives with double surnames (educators?), Pensioners, studied art and / or social pedagogues, elitist-established architects (also with artist status), spouses are good situated high-income civil servants, children of wealthy families, self-proclaimed painters, graphic artists, advertisers, board members (who have to minimize profits and / or do not have to generate sales) and who are civil servants of art historians; but hardly any real visual and freelance artists. If I transfer this analogously to the music or actor industry, that would give a fatal picture.

According to the media, the market for modern visual arts is extremely elitist and small. However, I claim that it does not exist. What is even more surprising is that despite the large number of art courses and the related supplier industry, so few, apparently only less than 3%, of visual artists can make a living from it. Who actually throws such numbers into the room and where are the surveys on them?

Art and commerce: The fairy tale still haunts the space, primarily with so-called artists, not to get involved with commerce and to treat art as a non-commercial subject. Considering that apparently for at least 75% of the population it is more or less about commerce, a fairly illusionary idea. There is no outside of the system I like to say in this context. Art and culture are not services, I often read. You are outside; but their protagonists are not, because they may also have to finance themselves. Those who complain about the business beforehand then hang on the back of the state funding – and that is completely okay, because THAT is not a business. Shouldn’t just make me think.

German funding culture: In this context, calling for a distinction between high and subculture, as is often done in the context of German funding culture, could well be a relic of fascist ideas and should be overcome soon. In high culture, I only recognize the subsidies for a self-defining cultural elite (if this information is real at all) generated largely by the majority of the depositors (taxes, lottery, etc.). And why is there a division of culture at all?

The same applies to the supposed street art hype. Real income e.g. my free work on canvas would not be enough for my existence. In the current 26 years in which I act in the field of graffiti / street art on canvas, I have never had a request from a supposedly really established gallery. Which leads me to the assumption that the term established in such a context can also be described as lapsed, because most galleries seem to be places for funny bogus transactions between big tax savers and can only be described as short-lived.

However, I do sell works every now and then and my commissioned work in private and public spaces testify to a real need or show that there are people who like my aesthetics or expression.

However, I do sell works every now and then and my commissioned work in private and public spaces testify to a real need or show that there are people who like my aesthetics or expression.

If I look at the amount of kids who then define themselves as street or urban artists („Hey, I’m studying art / graphics / … etc. and have a small label for trendy homemade products“) and more skillfully myself Become figures who then sell you fairgrounds at street art, art and / or fashion fairs, then I only touch my head.

If you still want to go the path of the artist, you go a hard and rocky long way, which is not necessarily successful or in Germany you are in direct competition with artificial tax savers and entrepreneurs who know that the artist status can be used for many things.

Of course, street art / graffiti in the gallery and museum only works to a limited extent or not at all. These works live from the context with the public environment. A museum, on the other hand, is perhaps more of a memory, a keeper of the past and the dead.

And: Not wherever there is art on it is art. I would know a lot of galleries and museums in which I can hardly discover anything artistic for me, maybe just the tax return of the gallery owners and their clientele: So maybe more so: Money is art.

Regarding this, I would like to start the discourse:

Fine art or artwork as an achievement?

Many fields are said to be covered by aunt art:

Art as a therapeutic measure

Art as a pedagogical measure

Why not art as an achievement?

Images and contexts of style writing / graffiti are considered art. Style writing itself is often not. Media and art historians / art critics, tax offices (!), And jurisprudence appoint what may and may not be considered art.

From an overall social perspective, art, at least I have the impression in Germany, has a status that tends towards zero, since art cannot be considered an income worthy of achievement.

Visual artists in Germany – perhaps even worldwide – are artisans without a union and (deliberately) hardly given any rights. Exception: public servants (whether retired or not). One might think there is an intention behind keeping creative people in precarious situations.

Modern graffiti / style writing actually started, like all major art movements, such as Art Noveau with taboo breaks and assimilated over a longer period to the zeitgeist and trend. However, this process is still ongoing; For over 30 years.

Conclusion: The market for contemporary art doesn’t exist unless you make it yourself.

 

————————————————————————————————————————————————————————————–

Graffiti – das falsche Wort: Stylewriting und die Philosophie. Gedanken, Reflektieren und Mitgestalten.

Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Modifizierung des Alphabets, des Blutes unserer Kommunikationswege, ist das persönliche Ziel jedes mit Stylewriting beschäftigten Individuums. Stylewriting ist, ähnlich einem Mandala ein stetiges Aufbauen und Vergehen und kann bestenfalls in purer Meditation bzw. völliger Sinnlehre enden. Das Gestalten mit unterschiedlichen Mitteln im öffentlichen und privaten Raum ist eine meditative Beschäftigung mit sich, der Welt und der Beziehung zu anderen Individuen. Eine Zerstörung bzw. Beendigung des vollzogenen und aufgebrachten Styles birgt eine Möglichkeit des Neuanfangs. So haben Arbeiten im öffentlichen Raum oftmals eine kurze Halbwertzeit. Durch Verfolgungsbehörden und Reinigungstrupps, sowie durch rivalisierende Gegner und vermeintliche Eigner der benutzten Flächen werden viele Arbeiten schnell entfernt und sind oft nur auch hier temporär auf Foto und/oder in digitalen Netzwerken vorhanden.

An so genannten Unorten wie Betonbrücken, Unterführungen und ähnlichen architektonischen Meisterwerken vollziehen sich daher oftmals wunderbare Mauerblüten.

Apropos Unorte: Mich wundert es immer wieder, wie wir als Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt werden, was die Generierung von so genannten Unorten durch Baufirmen und Architekten geht. Da wurden und werden weiterhin, ob über angeblich privates Kapital oder über Steuergelder Betonwüsten finanziert, in denen niemand wirklich leben möchte, wie z.B. Projects/Hochhaussiedlungen/ganze Stadtteile oder Betonbrücken in Landschaften gesetzt, ohne die Auswirkungen auf die Umgebung zu bedenken oder die tatsächlichen Belange von Bürgern zu testen. Diese architektonisch – verorteten Meisterwerke/Legebatterien neu- bzw. umzugestalten und aufzuwerten, war schon indirekterweise lange die Idee des Stylewriting/Graffiti.

Graffiti – the wrong word: style writing and philosophy. Thoughts, reflect and help shape.

The continuous further development and modification of the alphabet, the blood of our communication channels, is the personal goal of every individual engaged in style writing. Style writing is, like a mandala, a constant building up and passing away and can at best end in pure meditation or complete sense. Designing with different means in public and private space is a meditative preoccupation with yourself, the world and the relationship with other individuals. Destruction or termination of the completed and angry style harbors the possibility of a new beginning. For example, work in public spaces often has a short half-life. Many works are quickly removed by law enforcement agencies and cleaning teams, as well as by rival opponents and putative owners of the used areas, and are often only temporarily available on photos and / or in digital networks.

Wonderful wall blossoms therefore often take place in so-called non-places such as concrete bridges, underpasses and similar architectural masterpieces.

Speaking of non-locations: I am always amazed at how we as citizens are confronted with fait accompli, what the generation of so-called non-locations is about by construction companies and architects. There have been and continue to be financed, whether through allegedly private capital or taxpayers‘ concrete deserts in which nobody really wants to live, such as Projects / high-rise housing estates / entire city districts or concrete bridges set in landscapes without considering the effects on the surroundings or testing the actual interests of citizens. To redesign or upgrade these architecturally located masterpieces / laying batteries has long been the indirect idea of ​​style writing / graffiti.

 

Stylewriting/Graffiti und die Gestaltung

Kunsthochschüler und Gestaltungsschüler mit einer Historie im Stylewriting/Graffiti werden gerne von den Hochschulen neu programmiert und zu einer der medial gleichgeschalteten und konditionierten Allgemeinheit zuträglichen, wie nutzbaren Variante konditioniert. Das erste was diese lernen, ist, die Farbsprühdose als Werkzeug niederzulegen und andere Gestaltungstools zu nutzen. Die gleichen Riotfanatics gestalten dann als nächstes angeblich wertige Anzeigen für Konzerne am Computer und/oder dürfen mit Pinsel über Mittelsmänner gepushtes vermeintlich wertvolles, weil werbliches Artwork erstellen.
Was hier lange überfällig ist, sind ernstzunehmende Postitionen an den Gestaltungshochschulen, die den gestalterischen Schwerpunkt des Stylewritings beleuchten und nicht nur die soziologischen Komponenten in den Vordergrund stellen.


Style writing / graffiti and design

Art college students and design students with a history in style writing / graffiti are happy to be reprogrammed by the universities and conditioned to a useful and usable variant that is conducive to the medial and conditioned generality. The first thing they learn is to lay down the spray can as a tool and use other design tools. The same riot fanatics then create supposedly high-quality advertisements for corporations on the computer and / or are allowed to create supposedly valuable, advertising-based artwork that has been pushed with a brush over middlemen.

What is long overdue here are serious positions at the design schools that shed light on the design focus of style writing and not only put the sociological components in the foreground.

Oldschool, Newschool, No School …

Witzig, während unsereins so ohne Hintergedanken an weiterführende Produkte bzw. einer weiteren Nutzen unserer Arbeiten wild oder unwild anbrachten (teils sogar ohne die Arbeiten zu dokumentieren), wird heute gerne schon mit folgerichtigen Aktiva geplant: Da werden Videos und Bücher aus den Werken produziert. Da wird am Image geschraubt und Stories gepusht, daß es nur so rauscht. Man könnte meinen, es geht gar nicht mehr um die Verortung, sondern nur noch um den weiteren Nutzen um sein Ich zu überhöhen.

Ein wahrlich seltsames Ergebnis.

 

Oldschool, Newschool, No School …

Funny, while we attached wildly or wildly without any ulterior motives to further products or a further use of our work (sometimes even without documenting the work), today people like to plan with logical assets: Videos and books from the works are produced there. There is screwing on the image and pushing stories that it is just rustling. One might think that it is no longer about location, but only about the further benefits of exaggerating one’s ego.

A really strange result.

Der so genannte öffentliche Raum und Medien

Wenn ich über den Begriff der öffentlichen Meinung nachdenke, komme ich zu dem Entschluß, daß es so etwas nicht gibt. Es gibt nicht einmal eine Öffentlichkeit, geschweige den öffentlichen Raum. Einzig tatsächlich agierend sind Medien, die den Begriff implizieren und damit ein privilegiertes Machtverhältnis ausdrücken.

Die Idee des Menschen seine ihn umgebenden offenen, ungeschützen und geschützen Räume als Medium zu nutzen, nicht nur in Not- und Krisenzeiten als Kommunikationsmedium zu verstehen, ist so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst und wird in moderner Zeit vehement bekämpft. Einzig, die digitale Welt der vermeintlich sozialen Netze schafft ein Alternativpaket dazu, hat aber den Nachteil nicht temporär verortet zu sein.

 

Meine Interventionen im öffentlichen Raum

 

Seit den späten 80er Jahren des letzten Jahrhunderts agierte ich mit meinen Performances im so genannten öffentlichen Raum, dem letzten tabuisierten Medium.

Darüber wird ein Buch und ein Video, sowie viele andere weitere weiterkopierbare Medien in der nahen Zukunft Auskunft geben müssen-auch wenn es kaum jemanden interessiert.

 

The so-called public space and media

When I think about the concept of public opinion, I conclude that there is no such thing. There is not even a public sphere, let alone public space. The only media that actually act are those that imply the term and thus express a privileged balance of power.

The idea of ​​people to use their open, unprotected and protected spaces as a medium, not only to understand them as a communication medium in times of emergency and crisis, is as old as human history itself and is being vehemently fought against in modern times. The only difference is that the digital world of supposedly social networks creates an alternative package, but it has the disadvantage of not being located temporarily.

My interventions in public space

Since the late 80s of the last century I have been performing with my performances in the so-called public space, the last tabooed medium.

A book and a video, as well as many other media that can be copied further, will have to provide information about this in the near future – even if hardly anyone is interested.

 

… to be continued

 

© Helge W. Steinmann/Bomber-phil-o-sauve 2013-2017

pinkpanther

Der Beginn moderner Graffitiphilosopie aus dem Pink Panther in 1964. „The pink phink“ © MGM, Friz Freling The beginning of the modern Graffitiphilosophy by the Pink Panther in 1964. „The pink phink“ © MGM, Friz Freling